Wut ist ein hilfreiches Gefühl – wenn wir einen guten und reflektierten Umgang damit erlernen
Aggression und Wut haben gesellschaftlich betrachtet keinen guten Ruf. Der Grund ist, dass Wut Menschen – zumindest vorübergehend – voneinander trennt. Zudem kann Wut in Hass und Gewalt gipfeln, was natürlich niemals gut ist. Emotionen wie Wut und Aggression sind dennoch notwendig. Sie haben den lebensgeschichtlichen Sinn, dass wir unsere persönlichen Grenzen verteidigen können. Manchmal sehen wir aber ein feindseeliges Verhalten, wo keines ist. Das liegt an unseren Erfahrungen, der Interpretation von Situationen und unserer Wahrnehmungsverzerrung. Wir überreagieren dann manchmal.
Menschen, die sich anderen oft unterlegen wähnen, fühlen sich subjektiv schnell angegriffen. So können sie beispielsweise Bemerkungen, die objektiv harmlos sind, in den falschen Hals bekommen und reagieren gekränkt. Kränkung ist ein Gefühl, das ungeheure (aktive) Aggression freisetzen kann. Menschen, die zu solcher Impulsivität neigen, leiden häufig selbst darunter. Spätestens wenn der Wutrausch verflogen ist und sie wieder in ihrem Erwachsenen-Ich angekommen sind, wissen sie, dass sie über das Ziel hinausgeschossen sind. Das Problem ist, dass impulsive Wut sehr schwer zu zügeln ist. Bei impulsiv veranlagten Menschen liegt eine sehr schnelle Reiz-Reaktions-Verknüpfung vor. Das heißt, die Zeitspanne zwischen dem wutauslösenden Trigger und der Reaktion ist extrem kurz. Gerade wenn man zu impulsiven Wutausbrüchen neigt, ist es besonders wichtig, dass man seine Trigger kennt, weil genau hier die Prävention schon ansetzen muss.