Beziehungsfähigkeit

Vertrauen ins Leben

Die rheinische Weisheit „Et hätt noch immer jut jegange“, bringt auf den Punkt, was uns im Umgang mit der Angst stärkt. Ein grundsätzliches Vertrauen ins Leben ist Teil unserer Resilienz, unserer Belastbarkeit in widrigen Lebenssituationen.

Wir alle haben manchmal Angst. Vielleicht fürchten wir, dass einem geliebten Menschen etwas zustoßen könnte. Wir sorgen uns um unsere Jobs, um unsere Gesundheit. Manchmal fürchten wir uns auch vor etwas Neuem und davor zu scheitern. Das ist normal. Und wie schnell wir uns sorgen, ist bis zu einem gewissen Grad auch angeboren. Unsere Sensibilität und unsere Angstbereitschaft sind schon in unseren Genen angelegt. Manche Kinder kommen mit einem robusteren Gemüt auf die Welt als andere. Laut Forschung gibt es sogar 10 Prozent sogenannter »unverletzbarer Kinder« – diese gehen auch aus einer schwierigen Kindheit mehr oder minder unbeschadet und mit einem recht intakten Selbstwertgefühl hervor.

Aber auch diejenigen, die sich manchmal von ihren Ängsten und Sorgen bestimmt fühlen, sind dem nicht ohnmächtig ausgeliefert. Es kann helfen, wenn wir selbst bewusst gegensteuern. Damit wir der Angst etwas entgegensetzen können, brauchen wir einen gesunden Lebensoptimismus.

Du kannst dein Urvertrauen selbst füttern und stärken

Ob wir dieses Vertrauen aufbringen können, hängt auch von unseren eigenen Bindungserfahrungen ab. Wenn wir ein tiefes Urvertrauen in den ersten Lebensjahren im Zusammenleben mit unseren eigenen Eltern erworben haben, dann trägt uns das durch das Leben. Dieses Vertrauen bezieht sich dann auch darauf, dass unsere Kinder in Sicherheit sind. Menschen mit Urvertrauen bauen eher darauf, dass es „schon irgendwie gut gehen wird“ – bei sich selbst und ihren Kindern. Sie fühlen sich in der Welt sicherer als Menschen ohne Urvertrauen. Aber was tun jene, die dieses Urvertrauen nicht erworben haben? Sie haben es zugegebenermaßen schwerer. Aber es ist nicht unmöglich, auch im späteren Leben noch Urvertrauen aufzubauen. Du kannst dein Urvertrauen füttern, indem du dir bewusst machst, was bislang in deinem Leben auch gut gelaufen ist und wofür du dankbar sein kannst, wenn du dir also eine kleine Erfolgsbiografie erstellst.

Die folgende Reflexionsinsel kann dich bei der Suche nach großen und kleinen Erfolgen unterstützen.

Reflexionsinsel: Vertrauen ins Leben – Gegengift zur Angst

Die folgenden Fragen können dir helfen, deine Erfolge auszuloten und dadurch Vertrauen ins Leben herzustellen. Dabei sind nicht nur die großen Lebenserfolge gemeint, sondern auch die ganz kleinen Dinge.

  • Welche guten Erfahrungen habe ich schon gemacht?
  • Worauf bin ich stolz?
  • Wofür bin ich dankbar?
  • Welche Hindernisse habe ich in meinem Leben schon überwunden?
  • Wo ist etwas in meinem Leben unerwartet gut gegangen?
  • Welche Zufälle waren gut für mich?
  • Was habe ich erreicht?
  • Wer hat mich unterstützt? Welche Helfer hatte ich?
  • Wem konnte ich helfen?
  • Was mache ich gut: als Partner*in, Freund*in, im Job oder als Mutter/Vater?
  • Welche Stärken haben mein Partner oder meine Partnerin, meine Freunde, meine Kinder?
  • Wo kann ich ihnen vertrauen und loslassen?

Es ist gut, sich die Schätze aus unserer Erfolgsbiografie bewusst zu machen. Sie helfen uns, eine gewisse innere Stärke aufrecht zu erhalten, so dass wir angesichts von Sorgen nicht komplett umfallen, sondern wissen: „Dem kann ich etwas entgegensetzen.“

Weitersagen:

Auswege aus der Bindungsangst – für Betroffene (Teil 1)
Mehr Sinn, mehr Glück

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