Sag mal, Steffi …

Viele denken, dass ich als Psychologin auch im Privatleben therapeutisch unterwegs bin. Aber das entspricht nicht der Realität.

Um den Beruf der Psychologin ranken sich einige Mythen. Jedenfalls bekomme ich ganz schön oft übermittelt, dass man annimmt, ich wäre doch wohl permanent reflektiert und moderat in meinem Verhalten. Das schmeichelt mir zwar irgendwie, stimmt aber einfach nicht! Ich habe mich deshalb entschieden, einige private Fragen ganz ungefiltert zu beantworten:

Muss man als Psychologin eigentlich ein bestimmtes Temperament mitbringen?

Es ist in jedem Fall hilfreich, sich selbst und seine Persönlichkeit zu kennen! Ich habe dieser Frage übrigens ein ganz Buch gewidmet: Es heißt „So bin ich eben. Erkenne dich selbst und andere“. Darin findet sich auch ein Persönlichkeitstest zur Ermittlung des eigenen Charakterprofils.

Welcher Persönlichkeitstyp bist du denn eigentlich?

Ich bin Beziehungsministerin. Über Beziehungsminister lässt sich sagen, dass sie gut organisiert sind. Sie sind sehr an zwischenmenschlichen Themen interessiert. Sie sind ziemlich reflektiert, was ihr eigenes Tun, ihre Motive und Gefühle angeht. Klingt gut? Der Haken ist: Beziehungsminister haben auch grausam genaue Vorstellungen, was richtig und was falsch ist. Deswegen – und wegen ihrer extravertierten Art – können sie etwas dominant sein.

Was treibt dich zur Weißglut?

Ich bin kein durchgehend sanftmütiger Mensch, ich kann schon richtig wütend werden. Wenn das passiert, hat das eigentlich immer mit einer Verletzung meiner Werte zu tun. Über Ungerechtigkeit rege ich mich seit meiner Kindheit auf. Es erfüllt mich mit Trauer und Zorn, was für schlimme Dinge die Menschen anderen Menschen antun aus Mangel an Bildung, Selbstreflexion und Mitgefühl. Die beste Art mit meinem Zorn umzugehen, besteht für mich darin, die Dinge klar zu benennen. Ich sage, was mich stört – versuche aber auch, die Perspektive meines Gegenübers wahrzunehmen und zu respektieren.

Was machst du eigentlich, wenn Du auf nichts Lust hast?

Es wäre vermutlich geschickt, jetzt zu antworten, dass ich mich dann entspanne und klassische Musik höre. Fakt ist: Ich spiele Skat auf meinem Handy. Und kann mich da richtig reinsteigern!

Bist du schon immer selbstbewusst gewesen?

Viele Menschen sagen, dass sie mit dem Älterwerden selbstbewusster geworden sind. Das ist bei mir anders. Als Jugendliche und junge Erwachsene dachte ich, dass die Welt mir gehört! Ich bin an alles und jeden mit unbeschwerter, grenzenloser Offenheit herangegangen. Nachdem auch ich aber ein paar schwierige Erfahrungen gemacht habe, sehe ich die Welt heute realistischer und differenzierter. Ich bedaure das manchmal, aber das unbeschwerte Selbstbewusstsein meiner Jugend ist mir verloren gegangen. Dafür weiß ich natürlich sehr genau, wer ich bin, was ich kann und was mir gut tut.

Weißt du immer sofort, was gut für dich ist?

Ich bin insgesamt eher eine Schnell-Entschlossene. Ich zaudere selten, weiß von jetzt auf gleich, was ich will. Dabei berücksichtige ich aber nicht immer die langfristige Perspektive – und treffe daher manchmal auch falsche Entscheidungen.

Wobei wirst du schwach?

Meine erste Antwort lautet natürlich: Bei meinem Mann Holger! Es hat bei uns einen Moment länger gedauert, bis der Funken übergesprungen ist – dafür lodert er jetzt aber immer noch. Außerdem bin ich total vernarrt in meine Leih-Hündin Ripley. Es ist gut, dass ihre Bedürfnisse – Spaziergänge, Kraulen, Spielen – ziemlich überschaubar sind. Ich könnte ihr nämlich keinen Wunsch abschlagen! Ansonsten bin ich bin sehr empfänglich für Glanz, Glamour, Glitzer und tolle Partys.

Was machst du, wenn du am Sonntagabend mal keine Lust auf den Montagmorgen hast?

Ich habe ehrlich gesagt am Sonntagabend nie Lust auf den Montagmorgen und sehne dann schon den Freitag herbei! Das liegt einfach daran, dass ich den Wechsel vom Freizeit-Modus in die Arbeitsstruktur nicht ganz einfach finde. Und das obwohl ich meinen Beruf liebe! Spätestens Montagnachmittags bin ich dann aber wieder voll drin und habe Spaß an meiner Arbeit!

Was ist dir in einer Freundschaft besonders wichtig?

Mir waren einige Charaktereigenschaften schon immer besonders wichtig: Loyalität, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Vertrauen. In den letzten Jahren haben sich diese Freundschaftswerte bestätigt. Mit meinem zunehmenden beruflichen Erfolg bin ich leider auch mit Vorurteilen und Missgunst konfrontiert worden. Bei meinen engen Freunden kann ich mich darauf verlassen, dass sie mir ehrlich ihre Meinung sagen und trotzdem ihre Wertschätzung beibehalten. Ich bin dankbar, solche Freunde zu haben!

Was ist deine liebste Jahreszeit?

Ich liebe den Frühling! Tatsächlich habe ich jedes Jahr aufs Neue ein kleines emotionales Hoch, weil die Sonne stärker scheint und alles so langsam grünt und blüht. Der Frühling ist mir die liebste Jahreszeit, weil dann noch der ganze wunderbare Sommer vor einem liegt. Irgendwie ist das ein ähnliches Gefühl, wie wenn man in der Jugend ist und das ganze Leben noch vor einem liegt.

Wie gut hast du dich als Psychologin eigentlich im Griff? 

Das ist auch so eine Frage, die mir öfter gestellt wird. Natürlich reflektiere ich mich meiner Profession entsprechend. Das heißt aber nicht, dass ich überkontrolliert bin!

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