Die Kraft der Eigenverantwortung

In der Art und Weise, wie wir Verantwortung für unsere Wahrnehmung und Gefühle übernehmen können, liegt unsere wahre Stärke. Die müssen wir nutzen!

Wir erleben unsere Gefühle und Stimmungen häufig als etwas, das durch äußere Geschehnisse ausgelöst wird – sei es durch unsere Mitmenschen oder durch Erlebnisse. Ist der Ehepartner morgens schlecht gelaunt, zieht es uns herunter. Werden wir kritisiert, sind wir geknickt oder verärgert. Stehen wir im Stau, sind wir genervt. Diese Wahrnehmung verleitet uns dazu, andere Menschen oder das Schicksal verantwortlich zu machen – und uns zum Opfer! Das ist aber nicht sinnvoll. Wir können unsere Stimmung und Gefühle nämlich beeinflussen, wenn wir uns dafür verantwortlich fühlen.

Natürlich gibt es auch Schicksalsschläge, die nicht innerhalb der eigenen Verantwortung liegen und an denen man selbst nichts ändern kann – etwa wenn ein geliebter Mensch stirbt oder man selbst schwer krank ist. In solchen Fällen ist es ungemein schwerer, zu einer inneren Haltung zu finden, mit der man sein Schicksal meistern kann. Aber selbst unter den schlimmsten Lebensumständen schaffen es manche Menschen, sich innerlich so einzustellen, dass sie ihr Schicksal annehmen und dadurch in gewisser Weise gestalten können.

Ganz generell haben wir viel mehr Spielräume und Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich unserer Gefühle, Gedanken, Stimmungen und Handlungen, als wir gemeinhin annehmen. Wir können aktiven Einfluss auf unsere seelische Befindlichkeit nehmen, wenn wir unsere eigene Verantwortung anerkennen. Oft bemerkt man nämlich gar nicht, dass man seine Verantwortung delegiert.

Das ist auch in der Psychotherapie manchmal der Fall: Manche Klient*innen hegen die diffuse Erwartung, die Therapeut*innen könnten ihre Probleme lösen. Sie hoffen, dass man etwas mit ihnen veranstalte, das sie von ihrem Kummer erlöst. Aber so funktioniert das nicht. Wer erwartet, er könne eine Psychotherapie passiv beanspruchen, wird keine Fortschritte machen. Die Klienten*innen, die wenig Verantwortung für sich übernehmen, haben zwar manchmal während einer Sitzung gute Einsichten, aber sie setzen diese nicht um. Andere hingegen arbeiten zwischen den einzelnen Sitzungen ganz aktiv an ihren Problemen, indem sie sich beobachten, reflektieren, neues Verhalten üben. Diese machen zügig Fortschritte, während die anderen auf der Stelle treten.

Genauso kannst du es halten: Du kannst diesen Text – oder auch meine Bücher – einfach nur lesen und hoffen, dass sich hierdurch irgendetwas verbessert. Oder du kannst für deinen Veränderungsprozess die Verantwortung übernehmen und aktiv an dir arbeiten. Ich möchte dich also bitten, einmal darüber nachzudenken, in welchen Lebensbereichen du deine Verantwortung delegierst: In welchen Bereichen meinst du, jemand anderes müsste sich verändern, damit es dir besser geht? Inwieweit wähnst du dich abhängig und bestimmt von äußeren Umständen? Oder deinen Launen und Stimmungen ausgeliefert?

Wahrscheinlich würde dein Erwachsenen-Ich einige Ideen haben, wie man die Situation oder seine Stimmung in eigener Verantwortung verbessern könnte. Dein Erwachsenen-Ich weiß beispielsweise, dass es besser wäre, den Job zu wechseln, oder wenn das nicht geht, die eigene Einstellung zu der Arbeit zu verändern. Dein Erwachsenen-Ich weiß meistens, was zu tun wäre. Es ist das Schattenkind, das Angst vor einer Veränderung hat und hierdurch die Tatkraft lähmt.

Du bist aber erwachsen und in der Lage, dein Leben zu meistern! Ich möchte dich also ermutigen, zu einer Haltung zu finden, bei der du selbst für dein Glück verantwortlich bist – und zwar zu 100 Prozent. Warte nicht darauf, dass die anderen sich verändern oder darauf, dass „irgendetwas“ passiert, sondern greife in dein Leben ein und ändere, was du verändern möchtest.

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