Bindungsangst ist nicht immer offensichtlich. Sie versteckt sich oft hinter unterschiedlichen Verhaltensweisen. Drei Beispiele, wie sich Bindungsangst zeigen kann
Wenn Menschen Angst davor haben, sich auf eine tiefergehende Beziehung einzulassen, steckt dahinter oft eine Bindungsangst. Viele bindungsängstliche Menschen vermeiden von vornherein Beziehungen, weil sich die Nähe zu einem Partner bedrohlich anfühlt. Andere fühlen sich unwohl, je enger die Bindung wird und distanzieren sich innerhalb der Beziehung. Bindungsangst ist aber oft alles andere als offensichtlich. Da die Bindungsangst sich hinter vielen Gewändern verbirgt, sind die folgenden drei Beispiele nur eine kleine Auswahl, die jedoch ein Gespür für die grundlegende Problematik vermitteln kann.
Motto: „Ich will dich unbedingt – solange ich dich nicht habe!“
Ein klassischer Bindungsvermeider ist „der Jäger“. Er wirkt auf den ersten Blick wie ein unschlagbar guter Typ. (Wichtig: Es handelt sich bei diesem Typus nicht um ein ausschließlich männliches Phänomen. Es gibt auch „Jägerinnen“.) Kennzeichen des Jägers sind Charme, Umgänglichkeit und eine sehr geringe Kränkbarkeit. Jäger können einen erstaunlich langen Atem haben, was die Verfolgung ihrer Ziele betrifft. Dadurch entsteht beim Gegenüber fälschlicherweise der Eindruck: Er oder sie muss es wirklich ernst meinen.
Der Jäger verliert aber immer dann sein Interesse, wenn der oder die Gejagte auch Interesse zeigt. Dann ist er plötzlich „doch noch nicht so weit“. Dieses Spiel kann allerdings über Jahre gehen, wenn die umworbene Person auch bindungsängstlich ist und ihn konstant auf Abstand hält.
Motto: „Keine ist gut genug für mich!“
Ein Beispiel für einen typischen Bindungsphobiker-Typ ist „der Prinz“. Der Prinz verliebt sich zunächst heftig – und idealisiert seine Partnerin oder seinen Partner in dieser Phase stark. Was der Prinz – oder die Prinzessin – aber weniger kann, ist Alltag zu leben. Da fehlen Glanz und Aufregung. Da fehlt es dem Prinzen auch an Selbstaufwertung. Dieser Mangel wird dem Partner zugeschoben – weshalb in der zweiten Phase die Demontage des Partners folgt. Durch die Abwertung kommt es zur Distanzierung vom Partner, zu Respektlosigkeit und dann zur Trennung. Danach hält der „Prinz“ Ausschau nach der nächsten schicksalshaften Begegnung.
Wenn ein „Prinz“ sich dieses Musters bewusst wird und die Hintergründe reflektiert, kann er die Liebesenttäuschungen beenden.
Motto: „Ich bestimme über Nähe und Distanz!“
Allen Bindungsängstlichen gemeinsam ist, dass sie allein die Grenzen der Beziehung abstecken. Das fällt bei diesem Typ besonders auf: „Der Maurer“ hält seinen Partner oder seine Partnerin auf Abstand, wie es ihm gefällt. Dieser Bindungsängstliche lässt sich zwar scheinbar auf eine feste Beziehung ein, stellt aber innerhalb der Partnerschaft immer wieder Distanz her. Es hat manchmal beinahe den Anschein, als zöge er eine Mauer um sich herum. Er pflegt seine Hobbys, er arbeitet ständig. Er kommuniziert nur, wenn er Lust hat. Er vermittelt oft den Eindruck, nur körperlich anwesend aber innerlich wie „abgeschaltet“ zu sein. Auf das Nähebedürfnis ihrer Partner reagieren Maurer nicht.
In Gegenwart des Maurers fühlt man sich oft einsam.
Fazit: Nur durch das Erkennen und Verstehen ihrer Angst können Betroffene etwas für sich verändern. Auch die Partner oder Würde-gern-Partner von bindungsängstlichen Menschen können nur etwas an ihrem eigenen Verhalten ändern, wenn sie die Ursachen des Phänomens verstehen und damit auch ein Verständnis dafür gewinnen, was diese Menschen für sie so anziehend und gleichzeitig so schwierig macht.